Imperialismus – gibt es den heute noch?

Wann
Samstag - 15.09.2018
Ganztägig

Wo
Gewerkschaftshaus München (DGB-Haus)
Schwanthalerstr. 64
München

Details

Als politisches Schlagwort ist der Begriff „Imperialismus“ nie verschwunden. Als wissenschaftlicher Begriff hingegen galt er lange Zeit als veraltet. Die Rede von Globalisierung oder „Friedensdividende“ nach dem Ende der Systemkonkurrenz schien in den neunziger Jahren vielen geeigneter zur Charakterisierung der internationalen Beziehungen der Gegenwart.

Dies änderte sich nach dem 11. September 2001. Die Anschläge auf New York und Washington zogen nicht nur eine Vielzahl von teils bis heute andauernden Kriegen nach sich, sie revitalisierten auch die imperialismustheoretische Diskussion. Dabei waren es zunächst keineswegs nur kritische Sozialwissenschaftler/innen, die über Imperialismus sprachen. Gerade in den USA wurde der Begriff auch von Ideologen einer interventionsfreudigen Außenpolitik – und nicht in kritischer Absicht – verwendet. Gleichzeitig erlebte jedoch auch
marxistische Imperialismustheorie eine Renaissance. Autoren wie Leo Panitch, Sam Gindin oder David Harvey legten neuere Imperialismusanalysen vor, die an Klassiker wie Kautsky, Lenin oder Rosa Luxemburg anknüpften. Dabei beschränkten sie sich jedoch nicht auf Textauslegung, sondern waren gerade am Neuen des zeitgenössischen Imperialismus interessiert.

Was marxistische Imperialismustheorie von sonstigen Verwendungsweisen des Begriffs freilich stets unterschied, war, dass sie sich nie auf den Bereich von Außenpolitik allein bezog. Vielmehr wurden und werden internationale Macht- und Gewaltverhältnisse stets im Zusammenhang mit Krisentendenzen des Kapitalismus diskutiert. Dies ist gerade in einer Krisenperiode bedeutsam, in der sich abermals zunehmend Tendenzen zu zwischenimperialistischen Konflikten abzeichnen.

Im Seminar sollen sowohl klassische als auch neuere Imperialismustheorien auf ihre Erklärungskraft befragt werden. Im Fokus steht der gegenwärtige Zusammenhang von kapitalistischer Krise und imperialistischer Gewaltpolitik.

Referent: Prof. Dr. David Salomon, Universität Hildesheim

Anmeldung an: [email protected]

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