Schrottland: Behind The Zines

Wann
Donnerstag - 23.01.2014 - 28.01.2014
18:00 Uhr

Wo
iRRland
Bergmannstraße 8
München

Details

Fanzines: Ausstellung/Workshops/Gespräche/Lesungen

täglich ab 18 Uhr/Sa ab 14 Uhr

Donnerstag, 23.1.14

20 Uhr: Eröffnung

Vortrag von Christian Schmidt (Archiv der Jugendkulturen/Leipzig)

Einführung und Überblick über das Phänomen „Fanzine“ durch einen ausgewiesenen Experten!

Christian Schmidt (Jahrgang 1976), Historiker und Europäischer Ethnologe, hat als Teenager nicht nur abseitige Musik, sondern auch seltsame Underground-Zeitschriften für sich entdeckt. Die Beschäftigung mit diesen „Fanzines“ genannten Heften führte ihn 2002 ins Archiv der Jugendkulturen in Berlin. Dort arbeitete er als Fanzine-Archivar und Referent in der politischen und kulturellen Bildung. Er publizierte Buchbeiträge und Zeitschriftenartikel zu jugend- und subkulturellen Themen. 2004 konzipierte und realisierte er zusammen mit Dominik Scholl die Wanderausstellung „Fanzines – Do It Yourself!“. 2009 gab er zusammen mit Katrin Klitzke den Sammelband „Street Art. Legenden zur Straße“ heraus. Von 2009 bis 2011 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Sonderausstellung „Mit 17… Jung Sein in Deutschland“ der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. 2011 gründete er zusammen mit Aiko Wulff die Ausstellungsagentur „Zeitläufer“ in Leipzig. Zu seinen thematischen Schwerpunkten gehören Populär-, Jugend- und Subkulturen, Medienproduktion und -rezeption, Cultural Studies, Stadtforschung und materielle Kultur.

www.zeitlaeufer.de

www.jugendkulturen.de

Freitag, 24.1.14

20 Uhr: Das Archiv Künstlerbücher

Gespräch mit Hubert Kretschmer (Archive Artist Publications/München)

Hubert Kretschmer stellt sein Archiv vor. Seit 1980 sammelt, archiviert und dokumentiert er im Archive Artist Publications Künstler-Publikationen: Zeitschriften, Flugblätter, Künstlerbücher, Zines, Multiples, Plakate und vieles mehr. Inzwischen umfasst die Sammlung einige 10.000 Items und ist über eine im Internet öffentlich zugängliche Datenbank zu erforschen.

2013 stellte er mit „Zines #1 1971-1975“ eine Auswahl aus seinem Archiv aus. Noch bis Ende Januar findet „Zines #2 1975-1979“ im Zentralinstitut für Kunstgeschichte statt.

Mit dem Archiv hat Hubert Kretschmer stets das Ziel verfolgt, nicht nur seine Sammlung von Künstlerbüchern zu erweitern, sondern auch das Umfeld und den Zeitgeist zu dokumentieren, in dem die Bücher entstanden sind: 
Multiples, Plakate, Einladungen, diverse Tonträger, Fotokopien, Briefmarken, Videos, Zines, CDs, Lieferverzeichnisse, Zeitschriften, Websites und Sekundärliteratur und Ausstellungskataloge. 
Die Exponate spiegeln die Kunstströmungen der letzten dreißig Jahre bis heute wider: 
die Ausläufer des Fluxus, des Happenings und der Aktionskunst, Mail Art, Stamp Art, die Neuen Wilden, Konkrete und visuelle Poesie, Konzeptkunst und Copy-Art.

www.artistbooks.de

Samstag, 25.1.14

20 Uhr: Das Homestory Magazin – Bei Punkers auf’m Sofa

Lesung mit Roland van Oystern und Ferdinand Führer (Fanzine-Macher/Augsburg)

Die Macher des niegelnagelneuen Fanzines „Das Homestory Magazin“ besuchen schillernde Punkpersönlichkeiten in ihren Wohnungen und führen Interviews mit ihnen. Verpackt werden die kruden Resultate in ein Hochglanz-Style-Heftchen, mit dem das Verhältnis von Form und Inhalt um 720 Grad auf den Kopf gedreht wird. Offen bleibt, was der Lebenswirklichkeit bundesdeutscher Punker oder der Fantasie entspringt… Früher veröffentlichten Roland und Ferdinand das Fanzine „Der Großmasturbator“.

http://www.homestory-magazin.de

Sonntag, 26.1.14

14 Uhr: Buchbinde-Workshop von Lena Ebell (Buchbinderin, München)

Der Workshop gibt einen kleinen Einblick in grundlegende Produktions- und Gestaltungsmöglichkeiten für Bücher und Hefte. Dabei wird ein eigenes Büchlein oder Heft hergestellt. Der Eintritt ist frei, wir freuen uns über Spenden fürs Material. Plätze sind begrenzt, wir bitten um Anmeldung unter [email protected]

20 Uhr: Independent publishing – Der Künstlerbuchverlag Verlag Hammann & von Mier

Steffi Hammann und Maria von Mier (Verlegerinnen/München) berichten aus dem Verlagswesen

Die Künstlerin als Autorin, Herausgeberin und Verlegerin, das Buch als Ausstellungsfläche und eigenständiges Kunstwerk: 2012 gründeten Stefanie Hammann und Maria von Mier den Künstlerbuchverlag Hammann & von Mier, um Künstlerbücher und Magazine zu kuratieren und zu publizieren. Im Juni 2013 eröffneten sie Sandy’s Books ’n‘ Burgers in der AkademieGalerie München – einen temporären Künstlerbuchladen mit Ausstellung, ArtZine Release, Bookfair, Lecture Performance, Open Studio, Disco, Bar und Burgerdinner. Kurz darauf beteiligten sie sich mit ihrem Laden an dem kulturellen Zwischennutzungsprojekt Haeppi Piecis in der Maximilianstraße 33 und nahmen im November beim Festival of Independents im Haus der Kunst teil. Gerade arbeiten die beiden an neuen Künstlerbuchprojekten.

www.hammann-von-mier.com

 Montag, 27.1.14

17 Uhr: Workshop DIY-Publikations-Techniken

Steffi Müller vermittelt unterschiedlichste Publikations-Techniken fürs Wohnzimmer – mit Stempel, Schreibmaschine, Nadel und Faden uvm. Wir bitten um Anmeldung unter [email protected]

20 Uhr: Riot Grrl-Fanzines

Vortrag und Gespräch mit Steffi Müller (rag-treasure, München)

Steffi Müller erzählt uns von den Fanzines der amerikanischen Riot-Grrrl-Szene, einer feministischen Bewegung innerhalb der Hardcore-/Punk- und DIY-Szene der Neunziger Jahre.

Sie ist Künstlerin, Musikerin, Dozentin und Gründerin des Textilkunst- und Performance-Projektes rag*treasure. Ihre Aktivitäten drehen sich meist um parasitäre Strategien in der Kunst, die Schnittstelle „Kunst und Wissenschaft“, Situationismus, feministische und queere Theorie, soziologische Fragen, Mode vs. Untragbarkeit, Medienkunst, experimentelle Musik, Performance, DIY-Aktivismus und Kunst im öffentlichen Raum. Ihre Magisterarbeit beschäftigte sich mit Riot-Grrrls-Fanzines.

www.ragtreasure.de

www.flachware.de/stephanie-mueller

Dienstag, 28.1.14

20 Uhr: plastic-indianer

Gespräch mit Bernhard Springer (Künstler und Fanzine-Macher, München)

Der „plastic-indianer“ war ursprünglich ein Fanzine der Künstlergruppe Ex-Neue Heimat und ihrer Produzentengalerie „U5 – Institut für Bilder-Bilder“, die von ca. 1980 bis 1990 im Münchner Westend beheimatet war. Er wurde damals im typischen 80er Jahre Stil und in überschaubarer Auflage auf dem Fotokopierer hergestellt und an einschlägigen Lokalitäten wie der Galerie „U5“ oder bei Konzerten in Ampermoching verbreitet.

Bereits damals bedienten sich Künstler und Galerie der Neuen Medien. Die Nummer 15 des Fanzines kam als Künstlervideo heraus. Außerdem wurden Ausstellungen mit allen weiteren Spielarten von Mailart bis Computerkunst organisiert. Und auch das fotokopierte Fanzine vereinte alle zeitgemäßen Strömungen und Techniken wie Copyart, Mailart und Graffiti. Der einzige Unterschied zu heute besteht darin, dass Culture Jamming damals „Verarsche“ hieß und Mashup „Collage“.

Deshalb ist es konsequent, dass die Herausgeber und Künstler Wolfgang L. Diller und Bernhard Springer ihr Treiben auf die nächste Generation der Neuen Medien ausweiten und ihren „plastic-indianer“ jetzt auch online herausbringen: www.plastic-indianer.de.

www.plastic-indianer.de

 

 

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Plattenbesprechungen, Konzert- und Demotermine, Gedichte, Interviews, Filmverrisse, Bandfotos, DIY-Tipps, Agitprop und politische Beiträge, Zeichnungen,… in ziemliche vielen Szenen und Subkulturen waren selbstgemachte und handkopierte Fanzines bis vor einigen Jahren ein zentrales Austauschmedium. Die Mittel bestimmten die Ästhetik, der Geldbeutel die Reichweite. Auf den ersten Blick scheint dies heute Geschichte zu sein, von den vielfältigen und einfachen Ausdrucksmöglichkeiten des Internets verdrängt.

 

Mit dieser Ausstellung und dem begleitenden Programm wollen wir eine Auswahl von Zines von damals und jetzt zeigen und einen Blick auf die heutige Szene werfen.

 

Statt Antworten gibt es aber vor allem Fragen: Warum wird heute mühevoll ein Fanzine gedruckt, wenn’s doch im Netz so einfach ist? Früher bestimmten die Produktionsmittel das Erscheinungsbild eines Fanzines – ist die Ästhetik heutiger Hefte zum Selbstzweck geworden? Nahmen Fanzines im Mikrokosmos einer Szene ein Phänomen vorweg, das zehn oder zwanzig Jahre später als Internet-Blogs Teil der Alltagskultur wurde? Sind Fanzines nur mehr Erinnerungsobjekte an die eigene rebellische Jugend? Was ist überhaupt ein Fanzine? Muss es schwarz-weiss und kopiert sein? Darf es teurer als ein Bier in der Kneipe sein? Und wer ist Fan von wem?

 

Die Ausstellung und das Begleitprogramm laden zur Beteiligung ein: Es gibt Platz für Gespräche mit Macher_innen und Sammler_innen und Workshops. Die Ausstellung kann und soll durch von Besucher_innen mitgebrachtes Material erweitert werden.

 

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Die Ausstellung und das Rahmenprogramm werden gefördert durch das Kulturreferat der Stadt München.

 

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Berliner Archiv der Jugendkulturen, den beteiligten Gesprächsgästen und privaten Sammler_innen. Vielen Dank an alle, die uns Material zur Verfügung stellen.

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