Wann
Dienstag - 10.02.2015
10:00 - 15:00
Wo
Neuburg
Donauwörtherstraße 82
Neuburg an der Donau
(English Below)
Eine Gruppe von selbstorganisierten Geflüchteten organisiert in Neuburg an der Donau am Dienstag, den 10. Februar, um 10 Uhr eine Demonstration. Die Demonstration startet am Lager in der Donauwörtherstraße 82.
Text des Flyers:
Geflüchtete sind Menschen!
Kein Mensch ist illegal!
Gegen die Diskriminierungen von Menschen in Lagern!
Lager abschaffen!
Freiheit für alle!
Stopp allen Abschiebungen!
WIR NEHMEN DIE SITUATION IM LAGER NEUBURG NICHT MEHR HIN!
In unserem Lager in Neuburg leben mehr als 500 Menschen und mehr als 100 Kinder.
Es gibt keinen Raum für die Kinder, keinen ruhigen Ort, wo Hausaufgaben für die Schule gemacht werden können. Unsere Kinder bekommen oft keinen Platz im Kindergarten. 4-5 Personen schlafen in jedem Raum und zusätzlich muss dort auch noch gekocht werden. Es gibt sehr wenig Platz, deshalb gab es viele Unfälle in den Küchen. Zum Beispiel haben sich Kinder mit heißem Wasser verbrüht oder werden krank wegen des schlechten Zustands des Hauses.
Mehr als 60 Menschen müssen zwei Toiletten benutzen. Es gibt keine Toiletten für Frauen und Kinder, dabei gibt es mehr als 35 Frauen im Lager, deshalb benutzen wir Babytöpfchen in den Zimmern. Dieser Zustand ist nicht tragbar!
Es wird uns nicht erlaubt, selbst nach Wohnungen für uns zu suchen. Es gibt keine Häuser für uns in Neuburg!
Lagerleben als Gefängnissystem
Um die Post abzuholen haben alle Menschen im Lager nur 30 Minuten Zeit, von 14.00 bis 14.30 Uhr. Alle Menschen müssen in ein Büro kommen. Wenn du nur drei Minuten zu spät kommst, dann bekommt du keine Post. Das ist in anderen Lagern auch anders. Wir wissen, dass es Lager gibt, in denen jede_r ein eigenes Postfach hat und jederzeit die Post abholen kann. Sogar fürs Waschen der Kleidung braucht es eine Erlaubnis. Um einen Termin zu bekommen hast du von 09.00 – 9.15 Uhr Zeit. Das ist ein Gefängnissystem!
Mangelnde Versorgung
Für Winterkleidung hat das Landratsamt jeder Person einen Gutschein über 40 Euro gegeben. Dieser deckt ein halbes Jahr ab. Damit musst du dir Schuhe, Jacken und alles was du brauchst kaufen. Der Gutschein berechtigt nur für das Kaufen gebrauchter Sachen von der Caritas. Wir wissen von Freund_innen in anderen Lagern, dass ihnen 200 Euro oder mehr gegeben werden, um neue Kleidung zu kaufen.
Warum können wir nicht die gleichen Rechte haben? Warum sind wir anders?
Für jedes Neugeborene werden nur 30 Euro für gebrauchte Babykleidung von der Caritas zur Verfügung gestellt. Für unserer Kinder, die in Deutschland geboren werden, muss verpflichtend Asyl im Landratsamt beantragt werden.
Schlechte Arbeitsbedingungen
Die Menschen, die den Status der Duldung haben, können kein Konto eröffnen, da das Landratsamt dazu keine Erlaubnis gibt. In anderen Städten ist das möglich.
Selbst wenn Menschen die Erlaubnis zum Arbeiten haben und eine Arbeit finden, müssen sie das Landratsamt um Erlaubnis fragen, wegen der Vorrangigkeitsprüfung. Menschen aus dem Lager in Neuburg zahlen viel Geld um nach München und in andere Städte zu fahren (zum Beispiel 23 Euro um nach München zu fahren) und wenn sie eine gute Arbeitsstelle finden, lehnt das Landratsamt das ab, da eine deutsche Person Vorrang hat. Nur schlechte Arbeit wie Putzen ist erlaubt. Wir sehen das als Teil eines rassistischen Systems, und wir kämpfen für unsere Freiheit!
Eingeschränkte medizinische Versorgung
Menschen, die im Lager wohnen, können nicht selbst einen Arzt/ eine Ärztin aussuchen, der/m sie vertrauen, so wie andere Menschen in Deutschland. Sie müssen zu einem Arzt in Neuburg gehen, der uns nicht gut betreut. Wir wollen unsere Ärztinnen und Ärzte selbst aussuchen, wie jede_r andere!
Wir Geflüchtete in Neuburg, wir fragen die Regierung: Wenn ihr nicht für uns sorgen könnt, dann müsst ihr uns an einen besseren Ort verlegen! Wir bitten die verantwortlichen Personen nur ein paar Wochen in unserem Lager zu wohnen, um zu verstehen, welchen Schmerz wir dort spüren.
In anderen Städten in Deutschland bekommen Menschen Wohnungen, sie müssen nicht für viele Jahre im Lager sitzen, wie in Neuburg. Wir fragen euch: Sind wir andere Menschen, sind wir andere Geflüchtete als in anderen Städten in Deutschland?
Dieses Lager macht die Menschen krank, sowohl körperlich als auch psychisch. Menschen haben sich in der Vergangenheit umgebracht, weil sie so viele Jahre im Lager saßen. Manche leben mehr als 10 Jahre dort, manche sind gerade im Krankenhaus wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes. Einer von ihnen war 13 Jahre im Lager und das Leben im Lager hat seine Gesundheit zerstört.
Wir wollen nicht in den Lagern sterben! Wir haben keine Freiheit selbstständig irgendetwas zu machen.
Wir entscheiden, dorthin zu gehen, wohin wir wollen, wir entscheiden, dort zu leben, wo wir wollen.
Neuburg ist kein Platz für uns zum Leben. Wir wollen dort nicht sterben.
Wir werden diesen Protest nicht stoppen, bis wir Freiheit bekommen.
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A group of selforganized refugees organizes a demonstration in Neuburg an der Donau on Tuesday, 10th February at 10 o’clock. The demonstration starts at the Lager at Donauwörtherstraße 82.
Text of the group:
Refugees are Humans!
Kein Mensch ist illegal!
Stop disrespecting humans in Lagers!
Abolish all Lagers!
Freedom for everyone!
Stop all deportations!
WE WILL NOT TAKE THE SITUATION IN THE LAGER IN NEUBURG ANYMORE!
In our Lager in Neuburg live more than 500 people and more than 100 children. There is no children room, no quiet place to make the homework for school. Our children very often don’t get place in the Kindergartens of Neuburg. 4-5 persons sleep in every room, in these rooms you also have to cook. The place is very small, so there were a lot of kitchen accidents. For example children got burned by hot wate or get sick because of the bad conditions of the house. More than 60 peolple have to use two toilettes. There are no toilets for women and children, but there are more than 35 women in the camp, that’s why we have to use Baby pools in our rooms. This is an unbearable situation!
We are not allowed to look for houses on our own. There are no houses for us in Neuburg!
Living in Lager is like living in prison!
To pick up the post the people have every day only 30 minutes time, from 14:00h – 14:30h, all people have to go to one office. If you are only three minutes late, you will not get your post. This is also different to other Lagers. We know that there are Lagers where everyone has their own Postfach and can pick up the post anytime.
Even for washing clothes you need permission. To get an appointment you have time from 9:00h – 9:15h. This is a prison system!
Little Supply
For winterclothes the Landratsamt gave every person one Schein over 40 Euro. This is for six months. From this you have to get shoes, jackets and all that you need. The Schein is only for used clothes from the Caritas. We know from friends, that in other Lagers they give around 200 and more Euro for new clothes.
Why can we not have the same rights? Why are we different?
If you have a new baby, they give you only around 30 Euros for used clothes from Caritas.
Our children who are born in Germany, have to apply for asylum by force of Landratsamt.
Bad working Conditions
People who have Duldung don’t get a bank account, because the Landratsamt doesn’t give the permission. In other cities this is possible.So if people have permission to work and if they find some work, they have to ask in Landratsamt for permission, because of Vorrangigkeitsprüfung. The people of the Lager in Neuburg pay a lot of money to go to München or to other cities (p.e. 23 Euro to go to München), and if they find a good job the Landratsamt refuses it, because German persons have Vorrang. Only bad work like cleaning is accepted.
We see this as a part of a racist system and we fight for our freedom!
Restricted Medical Care
People who live in Lagers cannot choose a doctor of their own, which they trust in like other people in Germany. We have to go to one doctor in the city, which is not taking good care of us. We want to choose our doctor, like everyone else can do it!
We refugees in Neuburg, we ask the government: If you cannot take care of us, they have to transfer us to a better place. We ask the responsible people to live only some weeks in our Lager, to know the pain we feel there. In other cities in Germany people get appartments, they don’t have to sit in the Lager for many years like in Neuburg.
We ask you: Are we different humans, are we different refugees as in other cities in Germany?
This Lager makes the people sick, both physically and mentally. People killed themselves in the past, because they were sitting there for so many years. Some are living there more then 10 years, some are in hospital because of their bad health. One of them stayed here for 13 years, the life in the Lager destroyed his health.
We choose to go where we want, we choose to live where we want.
Neuburg is no place to live for us. We don’t want to die there.
We will not going to stop this protest, till we get our freedom.
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