Mahnwache: “Der Mord an Burak – eine NSU-Nachahmungstat?“

Wann
Donnerstag - 05.03.2015
8:30 - 14:00

Wo
Oberlandesgericht München
Nymphenburgerstraße 16
München

Details

Mahnwache und Pressekonferenz beim NSU-Prozess in München

Wer hat Burak ermordet? War das Motiv wieder Rassismus?
Handelt es sich um eine NSU-Nachahmungstat? Wir wollen Antworten!

Einen Monat vor dem dritten Jahrestag des Mordes an Burak Bektaş stellen wir wütend fest: Es kann nicht sein, dass die polizeilichen Ermittlungen nicht vorangehen! Deshalb fahren wir gemeinsam mit Melek Bektaş und Familie nach München, um die Zusammenhänge zwischen dem Mord an Burak und den NSU-Morden zu verdeutlichen, sowie gezielte Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Mordanschlags zu fordern. Wir halten eine Mahnwache vor dem Oberlandesgericht ab, präsentieren dort in einer Ausstellung unsere Arbeit und wenden uns in einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit.

Zum Hintergrund:

Ein halbes Jahr nach dem Auffliegen des NSU wurde Burak Bektaş in Berlin-Neukölln von einem unbekannten Täter erschossen. Zwei weitere Jugendliche wurden durch weitere Schüsse lebensgefährlich verletzt. Der – nach Zeugenaussagen – weiße Täter konnte mit Waffen umgehen und führte den Mordanschlag wortlos und kaltblütig aus. Den Ermittlungsbehörden fehlt jedes Motiv, wir dagegen sehen deutliche Parallelen zu den Morden des NSU.

Auch der Mordanschlag auf die Jugendlichen in Neukölln könnte dem Vorgehen nach den Beschreibungen von Anschlägen aus neonazistischen Terrorkonzepten wie den “Turner Tagebüchern”, „Eine Bewegung in Waffen“ oder dem „White Resistance Manual“ aus dem “Blood and Honour”-Netzwerk entsprechen. Darin wird ein bewaffneter “Rassenkrieg” propagiert, für den neben dem Konzept neonazistischer Kleinstzellen auch die Option des Einzelkämpfers genannt wird. Hierbei handelt es sich um ein einziges, hoch motiviertes Individuum, das alleine Aktionen durchführen kann. Diese „Ein-Personen-Zelle“ sei undurchdringlich für die Strafverfolgung. Es gelte die “Propaganda der Tat”, die ausgeführten Mordanschläge sollen ohne Bekennerschreiben für sich selbst sprechen. Dass die Erschießung Burak Bektas in der Neonazi-Szene begrüßt und als möglicher rassistischer Mordanschlag gelesen und verstanden wird, belegt etwa die im Internet veröffentlichte Sympathiebekundung einer jungen Frau, die sich auf ihrem Facebook-Profil zum “Nationalen Sozialismus” bekennt, mit den Protagonisten der Neuköllner Neonazi-Szene gut bekannt und befreundet ist und zum Mordzeitpunkt direkt neben dem Tatort gewohnt hatte. Darüberhinaus verdeutlichen über 220 polizeilich registrierte Straftaten mit positiver NSU-Bezugnahme, dass Nachahmungstaten in der Neonazi-Szene propagiert werden und als mögliches Motiv in Betracht kommen.

Drei Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU hat die Polizei ihre Arbeitsweise nicht wesentlich verändert. Auch bei den polizeilichen Ermittlungen sehen wir Parallelen zwischen jenen im Zuge der Morde des NSU und denjenigen zur Ermordung Burak Bektas. Beim Mord an Burak gerieten nicht zuerst – und nach den Morden des NSU wäre das sehr naheliegend gewesen – Neonazis ins Visier der Ermittler, sondern ein völlig unbeteiligter Mensch mit türkischem Namen. Die Ermittlungsakte trägt bis heute seinen Namen. Ermittlungsschritte dagegen in Richtung eines rassistischen Mordanschlags bzw. einer NSU-Nachahmungstat erfolgten unserer Informationslage nach bestenfalls halbherzig. Nicht nur deshalb erklären sich NSU-Nebenklageanwälte im Vorfeld des dritten Jahrestages des Mordes an Burak Bektas solidarisch mit dessen Familie, den Angehörigen und Freunden und fordern Konsequenzen aus den Ermittlungen gegen den NSU.

Wir sind heute, fast drei Jahre nach dem Mord ziemlich sicher, dass von den Ermittlungsbehörden keine Aufklärung zu erwarten ist. Dennoch wollen wir Antworten auf unsere Fragen, Antworten die uns die deutschen Behörden und Politik nicht geben – soviel ist uns nach den Vorgängen um den NSU klargeworden. Nur durch politischen Druck werden wir Antworten bekommen. Deshalb werden wir nicht Ruhe geben, bis wir wissen, wer Burak getötet und Jamal und Alex so schwer verletzt hat!

Unterstützt uns in München! Verbreitet die Informationen!

Kommt am 5. April nach Berlin-Neukölln zum Tatort um gemeinsam unserer Trauer und Wut Ausdruck zu verleihen!

Termine in Berlin zum dritten Jahrestag des Mordes an Burak:

5. April 2015 um 14 Uhr: Versammlung am Tatort
17. April 2015: Veranstaltung “Bilanz ziehen – Drei Jahre nach dem Mord an Burak Bektas”

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