Wann
Freitag - 28.05.2021
18:00 - 19:30
Wo
Odeonsplatz
Odeonsplatz
München
Eineinhalb Jahre nach dem terroristischen Angriff auf eine Synagoge in Halle, sind anlässlich der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten Beleidigungen, Angriffe auf Synagogen und anderer judenfeindlicher Hass wieder an der Tagesordnung. Die Liste ist lang: Sie reicht von verklausulierten Aussagen, bei denen sich antisemitischer Chiffren bedient wird, über Sprechchöre auf Demos, bis zu unverhohlenen Vernichtungsdrohungen. Auch Antisemitismus als Alltagsphänomen nimmt bedrohlich Fahrt auf, etwa in Form von Hetze auf Social Media, Ausgrenzung und Anfeindungen im Arbeits- und Bekanntenkreis oder gar tätlichen Angriffen auf der Straße, wie sie auch in München vermehrt stattfinden.
Gleichzeitig lässt sich eine Vereinnahmung der propalästinensischen Proteste durch Akteur*innen wie den faschistischen Grauen Wölfen und Islamist*innen auf Demonstrationen beobachten, deren Feindbild sich nicht nur aus dem Hass gegenüber Kurd*innen, Alevit*innen und Armenier*innen speist, sondern ebenfalls von eliminatorischen Antisemitismus geprägt ist.
Dabei ist uns klar: Handlungen der israelischen Regierung können kritisiert werden und werden es auch. Wer diese Kritik jedoch vor Synagogen trägt, handelt schlicht antisemitisch. Diesen Antisemitismus, der direkt vor unserer Nase stattfindet, werden wir benennen und ihm entschieden entgegentreten! Unsere Solidarität gilt dabei allen Menschen, die hier akut bedroht werden: Jüdinnen und Juden – oder jene, die als solche wahrgenommen werden. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass Antisemitismus immer projektiv ist und der wahnhaften Phantasie von Antisemit*innen entspringt. Das Fatale daran ist, dass diese Projektion dazu führt, dass es vollkommen egal ist, wie sich Jüdinnen und Juden verhalten, wie sie handeln oder welches Selbstverständnis sie auch von sich selbst besitzen, sie werden trotzdem oder gerade deshalb adressiert.
So schrecklich es ist, die Verbreitung antisemitischer Einstellungsmuster erscheint im Nachfolgestaat des Nationalsozialismus zunächst nicht erstaunlich. Doch in der aktuellen Situation nutzen insbesondere rechte sowie konservative Kräfte und Parteien ihre vermeintliche Antisemitismuskritik um wiederum ihr rassistisches Ressentiment gegen Personen zu legitimieren, die sie als nicht zugehörig zur „jüdisch-christlichen Kultur“ ausmachen. Das ist nicht nur vor dem Hintergrund der konservativen Verteidigung der antisemitischen Ausfälle eines Hans-Georg Maaßens, der bürgerlichen Goutierung von Teilen der „Querdenken“-Bewegung oder den neuerlichen Abschiebe-Phantasien eines Joachim Herrmanns heuchlerisch. Auch und besonders im Hinblick auf die jahrhundertelange Tradition von Verfolgung und die fast vollständige Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden ist diese konservativ-rechte „Israelsolidarität“ mehr als perfide. Antisemitismus ist kein „importiertes Problem“, sondern vielmehr eine sinnstiftende, möderische Ideologie der kapitalistischen Moderne.
Wir gehen am Freitag, den 28. Mai 2021 auf die Straße, weil wir als Linke und Antifaschist*innen ein klares Zeichen gegen Antisemitismus setzen wollen, denn diese Angriffe erfüllen uns mit Wut und Entsetzen. Wir nehmen die Anfeindungen und Angriffe auf Jüdinnen und Juden nicht hin und stellen uns solidarisch hinter all jene, die Antisemitismus ausgesetzt sind und sich nicht sicher fühlen können.
Wir kämpfen für eine Welt jenseits von Staat, Nation und Kapital. Für eine Welt in der es keinen Antisemitismus mehr gibt!
Gegen jeden Antisemitismus – Für die klassen- und staatenlose (Welt)gesellschaft – für ein Ende der Gewalt.
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