Meet The Rich. Shutdown Capitalism.

Wann
Freitag - 30.04.2021
19:00 - 21:00

Wo
Marktplatz
Marktplatz
82031 Grünwald

Details

MEET THE RICH. SHUTDOWN CAPITALISM.

Willkommen in der dritten Welle: Während die Inzidenzzahlen steigen und die Intensivstationen an ihre Grenzen kommen, können wir wieder in fast schon makaberer Regelmäßigkeit beobachten, wie die geradezu zwanghafte Aufrechterhaltung des kapitalistischen Normalbetriebs Menschenleben kostet. Global hat die Pandemie schon mehrere Millionen Todesopfer gefordert. Das Virus verhandelt nicht. Sitzen wir also alle im selben Boot?

#StayAtHome – für wen?

Ein Spaziergang durch die Straßen des noblen Vororts Grünwald zeigt das Gegenteil: Auch wenn das Virus uns alle bedroht, trifft es nicht alle gleich! Während die größten Corona Partys nach wie vor in Amazon-Lagerhäusern, Fleischfabriken und beengten Geflüchtetenunterkünften stattfinden, wird das private Leben über Kontaktbeschränkungen und Ausgangsperren bis tief in die eigenen Wohnungen hinein reglementiert und “policed”. Wer auf eine Pandemie mit polizeilicher Raumkontrolle antwortet, darf sich jedoch nicht wundern, dass vor allem Arme, Wohnungslose, (migrantische) Jugendliche und Menschen mit Fluchterfahrung die Ersten sind, die von polizeilichen Übergriffen betroffen sind.

Es ist also ein Unterschied, ob der Rückzug ins Private vielleicht mit einem großen Garten und einem Pool einhergeht – oder das Eingesperrtsein in beengte Wohnverhältnisse bedeutet. Ob im Gästezimmer im dritten Stock ein Home Office eingerichtet werden kann, oder ob das eigene Überleben von dem täglichen Gang an das Fließband in der Fleischfabrik abhängt. Diese Unterschiede waren nicht neu, sondern sind das Fundament des Systems, in dem wir leben – die Armut der einen ist die Voraussetzung des Reichtums und des Profits der anderen. Die Konkurrenz auf dem Markt strukturiert das System und verhindert Solidarität – und all diese bestehenden Verwerfungen hat die Pandemie in aller Brutalität offenbar gemacht und verstärkt.

It’s Capitalism, stupid

Dabei war es die kapitalistische Produktionsweise selbst, die erst die Bedingungen geschaffen hat, aus der die Pandemie und ihre sozialen Effekte hervorgehen konnten. Schon früh warnten Wissenschaftler:innen, dass die rücksichtslose Zerstörung der Umwelt und die damit einhergehende Vernichtung von Lebensräumen die Übertragung von Viren auf Menschen vereinfacht. Genauso rücksichtslos wurde in den letzten Jahrzehnten der Gesundheitssektor kaputt gespart, während ein neokoloniales Patentrecht systematisch die Peripherien der Welt von Impfstoffen ausschließt.

Wir leben in einer Welt, die von Widersprüchen geprägt ist: Armut und Überfluss, Profitmaximierung und Zwang zur Lohnarbeit, Privileg und Diskriminierung. Die Normalität war schon vor der “neuen Normalität” scheiße und wurde autoritär verwaltet. Die aktuelle Krise ist bei Weitem nicht die erste Krise des kapitalistischen Systems – man erinnere sich nur ein paar Jahre zurück an die Finanz- und daran anschließende Eurokrise – und wird wohl leider auch nicht die letzte bleiben. Und auch jetzt wird trotz allem der kapitalistische Normalbetrieb staatlich durchgesetzt: Systemrelevant ist, was Profit macht – und so müssen wir weiterhin in Großraum-Superspreading-Büros arbeiten oder in Schulen um jeden Preis auf den Abschluss lernen, um später einen Job in Großraum-Superspreading-Büros zu bekommen. Es ist nicht verwunderlich, dass viele, insbesondere große Unternehmen wahlweise gerettet werden oder weiterhin große Gewinne einfahren, während hunderttausende Lohnabhängige in ihrer Existenz bedroht sind.

Friede den Hütten. Paläste für alle.

Daneben zeigen sich momentan – noch verstärkter als sonst – andere Diskriminierungsformen: Die Rollen von FLINTAs, die oft unbezahlte Reproduktionsarbeit übernehmen und dabei noch verstärkt von häuslicher Gewalt betroffen sind oder die absurden Verschwörungsmythen des selbsternannten Querdenken-Wanderzirkus, die nicht nur als lächerliche Ablenkung von strukturellen Schieflagen dienen, sondern eng verbunden sind mit zunehmendem Antisemitismus und rechtem Terror. Auch ist es kein Zufall, dass Marktradikale mit Q-Anon Fahne und sozialdarwinistische Härte-Diskurse auf den Querdenken-Demos gleichzeitig einen Ausdruck finden.

Der 1. Mai erinnert uns daran, dass das nicht so bleiben muss. Er erinnert an vergangene Kämpfe, heutige Missstände und ruft zu einer Solidarität auf, die sich an alle richtet, die gegen Ausbeutung und Unterdrückung, soziale Härte und Vereinzelung kämpfen. In unseren Kämpfen geht es um alle, und damit um Alles: nicht nur um das Überleben in der Pandemie, sondern das gute Leben für alle – gerne auch in Villen. So treibt uns nicht der Neid vor die Tore der Gewinner*innen des Systems. Wir wollen den Mantel des Schweigens brechen, der sagt: Über Geld redet man nicht. Und über Enteignung erst recht nicht. Wir wollen die Kämpfe und die Wut bis in die Viertel der Reichen tragen. Wir wollen Gerechtigkeit und Solidarität und eine Welt, in der wir ohne Angst verschieden sein können. Wir wollen Frieden den Hütten. Und Paläste für alle.

Deshalb kommt am 30.04. um 19 Uhr zum Grünwalder Marktplatz!

Es wird eine kurze Auftaktkundgebung mit einigen Reden geben. Danach werden wir eine Runde durch Grünwald gehen und am Marktplatz wieder enden. Die Demo wird vermutlich nicht bis nach der Ausgangssperre um 22 Uhr dauern, aber für den Fall, seid ihr rechtlich auf der sicheren Seite.

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