Lesung: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

Wann
Freitag - 09.05.2014
19:30 - 21:30

Wo
KulturLaden Westend
Ligsalzstraße 44
München

Details

In Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945 durch amerikanische Truppen liest Friedrich Schloffer den Text von Karl Schnog ‚Viermal Dachau‘ und Ausschnitte aus ‚Nacht und Nebel – Aufzeichnungen aus fünf Jahren Schutzhaft‘ von Arnold Weiss-Rüthel, sowie aus Anna Seghers ‚Das siebte Kreuz‘. Im Anschluss an die Lesung folgt die Vorführung des Films ‚Nacht und Nebel‘ von Alain Resnais. Vier Zeitzeugenschaften, die immer wieder dem Abgrund des Vergessens entrissen werden sollten.

 

Karl Schnog, Jahrgang 1897, war wie viele seiner Generation als Soldat im 1. Weltkrieg, engagierte sich 1918 in einem Arbeiter- und Soldatenrat, wurde Schauspieler und Hörspielautor. Er floh 1933 nach Luxemburg und versuchte vergeblich, in die USA zu emigrieren. 1940 von der Gestapo verhaftet, überlebte er die KZs Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald. 1964 starb er als freier Schriftsteller in Ost-Berlin.

 

Der Münchner Arnold Weiss-Rüthel, Jahrgang 1900, leitete von 1934 bis 1936 die Zeitschrift Jugend. Er hatte auch für den Simplizissimus geschrieben. Von 1940 bis 1945 war er im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Diese Erfahrung beschrieb er in seinem bekanntesten Werk Nacht und Nebel – Aufzeichnungen aus fünf Jahren Schutzhaft. Nach dem Krieg bis zu seinem Tod 1949 arbeitete er als Chefdramaturg bei Radio München. 1946/47 war er öffentlicher Kläger bei der Spruchkammer Wasserburg am Inn. Er hatte sich gesundheitlich nie vollständig von den Folgen der KZ-Haft erholt. Er wurde auf dem Münchner Nordfriedhof beigesetzt.

 

Die Schriftstellerin Anna Seghers, der eigentlich ein eigener Abend gehören müsste, auch Jahrgang 1900, hat in ihrem Roman ‚Das siebte Kreuz‘ über die Flucht von sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager geschrieben. Sie begann damit 1938 im Exil im noch unbesetzten Frankreich. Da sie keine Recherchen an den Örtlichkeiten des Romans durchführen konnte, griff sie, dem sozialistischen Realismus verhaftet, auf eine Region als Schauplatz zurück, die sie als gebürtige Mainzerin kannte. Das von ihr zugrundegelegte Konzentrationslager, das KZ Osthofen befand sich auf einem damals stillgelegten Fabrikgelände nahe Worms. Es heißt, dass ehemalige Dachauhäftlinge, die das Glück hatten, nach Frankreich zu gelangen, ihr über die Zustände im Lager berichteten.

 

„Alain Resnais‘ Dokumentarfilm ‚Nacht und Nebel‘ ist eines der wichtigsten filmischen Werke über die deutschen Konzentrationslager. Mit größter stilistischer Zurückhaltung und einer äußerst sensiblen deutschen Fassung durch Paul Celan wird eine Darstellung des Grauens erarbeitet, in der die zeitgenössische Wirklichkeit von Auschwitz/Birkenau mit den Dokumenten der Alliierten Wochenschau-Bilder konterkariert wird. Ein Film aus der Erinnerung des Nichtschilderbaren heraus: Er antizipiert die Unmöglichkeit, den Holocaust zu dramatisieren und desavouiert alle wohlfeilen Versuche, die Geschichte dieser Monstrosität „zu erzählen“.“

Lexikon des Internationalen Films

 

1933, wenige Wochen nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, war in Dachau ein Lager für politische Gefangene errichtet worden: das Modell für alle späteren Konzentrationslager und die „Schule der Gewalt” für die Männer der SS, wie in der Darstellung der Gedenkstätte des KZ zu lesen ist. In Dachau und in zahlreichen Außenlagern waren bis zur Befreiung über 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. 41.500 wurden ermordet.

 

Der Kulturladen Westend freut sich sehr, dass Friedrich Schloffer, der Sprecher beim bayerischen Rundfunk ist, für dieses Erinnern gewonnen werden konnte.

 

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