Blutige Lehrstücke über den Segen staatlicher Souveränität und menschlicher Moral

Wann
Donnerstag - 25.01.2024
19:30 - 22:00

Wo
Barrio Olga Benario
Schlierseestr 21
81451 München

Details

Diskussionsveranstaltung des AK Gegenargumente

Krieg in Osteuropa und Nahost

Blutige Lehrstücke über den Segen staatlicher Souveränität und menschlicher Moral

Seit fast zwei Jahren tobt in der Ukraine ein Krieg: staatliche russische gegen ukrainische Gewalt in gigantischem Ausmaß. Vor drei Monaten überfällt die Hamas brutal Israel und Israel antwortet mit einem Krieg zur vollständigen Vernichtung der Hamas. Deutsche Außenpolitiker*innen organisieren den nicht endenden Waffennachschub da und erklären ihre bedingungslose Solidarität dort.
Ihrem Volk legen sie diese Zerstörung von Land und Leuten als eine Frage der Moral vor: Russland mit seinem Angriffskrieg ist schuld am massenhaften Sterben, die Ukraine hat alles Recht, sich zu verteidigen, also mit mindestens demselben Maß an Gewalt zu antworten; die Hamas ist eine Terrororganisation, ihr Zerstörungswerk also illegitim und Ausdruck des Bösen, dagegen hat Israel sein Recht auf Selbstverteidigung – nur geht dessen Umsetzung vielleicht auch mit weniger Leid für viele unschuldige Menschen?
Mit solchen Argumenten soll man sich allen Ernstes fragen, welcher der Kriegsherren darf, was er tut, und welcher nicht. Als der Wicht, der man bloß ist, soll man sich in die Pose des Richters über die Gewalt von Staaten begeben, die weit jenseits dessen liegt, woran man als Individuum praktisch mit seinem Urteil überhaupt heranreicht. Obwohl die längst und immer weiter stattfindende Gewalt belegt, dass sich deren staatliche Kommandeure vom eigenen Urteil darüber in keinem Fall abhängig machen: egal, ob man sie erlaubt hätte, wenn sie einen nur vorher gefragt hätten, oder ob man sie „verurteilt“, also das ideelle Verbot ausspricht, das man denen noch nicht einmal förmlich zustellen kann.

Die Frage, ob Staaten ihre Kriege erlaubter- oder unerlaubterweise gegeneinander führen, ist einfach verkehrt und deshalb sind es auch alle Antworten auf sie. Die bestehen stets in dem Fehler, ausgerechnet die politisch begründete Gewalt von Staaten mit den Maßstäben menschlicher Moralvorstellungen und Empfindungen zu beurteilen, obwohl Menschen nichts als die Manövriermasse und das Verschleißmaterial der kriegführenden höchsten Gewalten sind. Das wollen wir diskutieren.

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