Verboten-Verfolgt-Vergessen. Die Verfolgung der politischen Opposition in der Adenauerzeit

Wann
Mittwoch - 17.06.2015
18:30 - 21:00

Wo
KulturLaden Westend
Ligsalzstraße 44
München

Details

Film- und Diskussionsveranstaltung
mit dem gleichnamigen Dokumentarfilm und dessen Regisseur Daniel Burkholz
Mittwoch, 17. Juni 2015 * 18.30 Uhr
KulturLaden Westend (Ligsalzstr. 44, München, U4/U5 Schwanthaler Höhe)

Demokratisierung und Wirtschaftswunder prägten nach der allgemeinen Wahrnehmung die Anfangsjahre der Bundesrepublik Deutschland. Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) gilt gemeinhin als Vorzeigedemokrat und Macher der sozialen Marktwirtschaft.

Doch die 1950er Jahre zeichnen vor allem eine andere Geschichte: Es war eine Zeit schärfster Repression gegen die politische Opposition, gegen Organisationen der Arbeiterbewegung und Verfolgte des Naziregimes. 70 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus jährt sich auch die Erkenntnis, dass die Bundesrepublik Deutschland 1949 von nahezu demselben Personal aufgebaut wurde, das kurz zuvor noch das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte und einen barbarischen Krieg geplant und durchgeführt hatte. Dieser Umstand und die weltpolitische Lage des heraufziehenden „Kalten Krieges“ mit dem Aufbau einer neuen westdeutschen Armee und der Integration der BRD in den westlichen Machtblock führten zu einer massiven Verfolgung des politischen Gegners.

Zwischen 1951 bis 1958 wurden etwa 80 Organisationen und Vereinigungen verboten. Der Spiegel (2/2009) fasste die Entwicklung folgendermaßen zusammen: „Während des Kalten Kriegs hat die bundesdeutsche Justiz Kommunisten ungleich härter verfolgt als ehemalige Nationalsozia- listen. (…) Die Zahl der zwischen 1951 und 1968 gefällten Urteile gegen Kommunisten lag fast siebenmal so hoch wie die gegen NS-Täter – obwohl die Nazis Millionen Menschen ermordet hatten, während man westdeutschen Kommunisten politische Straftaten wie Landesverrat vorwarf.“ Etwa 10.000 Menschen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt und viele ihrer Existenz beraubt. Über 200.000 Menschen wurden politisch verfolgt – häufig von Polizisten, Staatsanwälten oder Richtern, die schon in der Nazizeit in Amt und Würden waren (die Zahl der in der gesamten bundesrepublikanischen Geschichte eröffneten Ermittlungsverfahren gegen NS-Täter beläuft sich dagegen auf nur rund 106.000).

Die vielen Opfer politischer Verfolgung, Verleumdung und Verurteilung in den 1950er Jahre, die alten und jungen Antifaschisten, Kriegsgegner, Kommunisten, Gewerkschafter und andere Oppositionelle gegen den Kurs der Regierung Adenauer sind heute nahezu vergessen. Vergessen ist beispielsweise der Jungarbeiter und FDJ-Mitglied Philipp Müller aus München, der als erstes Todesopfer der westdeutschen Polizei am 11. Mai 1952 auf einer Jugend-Demonstration in Essen erschossen wurde.

Die Veranstaltung will dieses Kapitel westdeutscher Geschichte und seine Opfer in Erinnerung rufen und darauf aufmerksam machen, dass politische Repression bis heute zum Alltag gehört – wie beispielsweise das aktuelle Vorgehen gegen die VVN-BdA Bayern oder die FDJ München (Prozesstermin siehe www.FDJ.de) zeigt.

Veranstalter: Rote Hilfe e.V., Ortsgruppe München / Freie Deutsche Jugend, Gruppe München

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