Tageseminar: Sarrazin und die Eugenik – Diskussionen der Rechten

Wann
Samstag - 21.02.2015
10:00 - 17:30

Wo
Gewerkschaftshaus München (DGB-Haus)
Schwanthalerstr. 64
München

Details

Anmeldeschluss: Freitag, 13. Februar 2015

Wolfgang Veiglhuber, DGB Bildungswerk Bayern, Schwanthalerstraße 64, 80336 München

Tel.: 089 559336-20 / Fax: 089 5380494
Mail:

(Die Teilnahme ist nur nach Anmeldung möglich. Teilzeitteilnahme wird nicht akzeptiert.)

Erinnern wir uns an eine zentrale These des SPD-Politikers Thilo Sarrazin: Deutschland wird dieser These zufolge dümmer, weil die „weniger Intelligenten“ mehr Kinder bekommen, darunter auch der „dumme“ Teil der Migranten. Dies führe zu einer Verdünnung des „vererbten intellektuellen Potentials der Bevölkerung“ (Sarrazin). Diese These war im Unterschied zur öffentlichen Darstellung und Wahrnehmung („Tabubruch“) nicht neu, sondern bezieht sich faktisch auf unterschiedliche Autoren der Vergangenheit, auf die sich Sarrazin auch positiv stützt (z. B. Francis Galton 1869). Sarrazins Befund hat logischerweise Auswirkungen auf seine Beurteilung der unteren Klassen und auf die Frage der Einwanderung. Konsequenterweise folgt
daraus für ihn eine stärkere soziale Selektion von Einwanderern und auch „eine an ‚Bevölkerungsqualität‘
ausgerichtete Gebärpolitik“ (Andreas Kemper).
Wichtig – nicht zuletzt aus Gewerkschaftssicht – ist die Erkenntnis, dass die Vertreter der These von der vererbten Intelligenz, bzw. der „vererbten Dummheit“ immer auch die Einschränkung sozialer Sicherung im
Auge haben, einerseits natürlich aus Gründen des neoliberalen Glaubenssystems, andererseits, weil sie dem
Sozialstaat die Verstärkung unerwünschter dysgenischer Entwicklungen zuschreiben.
Seine Argumentationsmuster sind im Kern rassistisch und sollen ein Klassenbildungssystem legitimieren und die Vorteile der besitzenden Klassen und ihrer Nachkommen gegenüber den lohnabhängigen Klassen als quasi
„natürliches Ergebnis biologischer Vererbung“ (Kemper) vorstellen.
Menschen- und Bevölkerungskorrekturen sind also angesagt, emanzipatorische Vorstellungen von Gesellschaftspolitik sollen an den Rand gedrängt werden und demgegenüber soll eine an eugenischen
Vorstellungen orientierte Bevölkerungspolitik vorankommen.
Im Seminar werden die historischen Vorläufer der Eugenik-Debatten dargestellt, ebenso wie die wichtigsten
aktuellen Positionen in diesem Bereich. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, inwieweit der rechte
Eugenik-Diskurs mit der ideologischen Verachtung sozial abgedrängter Menschen und dem verächtlichen Umgang mit der menschlichen Arbeitskraft im Zuge der internationalen Standortkonkurrenz eine Melange formen, deren Ziel die Etablierung eines von gewerkschaftlicher und politischer Gegenwehr befreiten Kapitalismus ist, der national und international ungehindert agieren kann.

Referent: Andreas Kemper (Soziologe)

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