Stoppt den erneuten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg des türkischen Staates in Kurdistan

Wann
Samstag - 20.06.2020
15:00 - 17:00

Wo
Karl-Stützel-Platz
Karl-Stützel-Platz
München

Details

Während der Krieg und die Angriffe der Türkei und ihrer dschihadistischen Verbündeten mit Unterstützung der imperialistischen Kräfte der Welt auf Rojava und Nordsyrien täglich weitergehen und während die Bedrohung durch eine weitere Großoffensive zunimmt, ist der Krieg in Nord- und Südkurdistan/Irak in vollem Gange.

Am 15. Juni, in der Nacht von Sonntag auf Montag, kündigte der faschistische türkische Staat die Operation „Adlerklaue“ an und führte massive Bombenangriffe durch: Auf Qendîl – das Herz und Gehirn der kurdischen Freiheitsbewegung in den kurdischen Bergen –, auf das selbstverwaltete Flüchtlingslager Mexmûr und auf Şengal, das überwiegend von jezidischen Menschen bewohnt wird.

Wie bereits in einem kürzlich verfassten Nachruf der Internationalistischen Kommune von Rojava für S. Qasim Engin betont wurde, müssen all diese Angriffe im Lichte der Tatsache gesehen werden, dass die Feinde der Revolution alles versuchen, um ‚die Revolution im Mittleren Osten leichter durch politisch-ideologische, ökonomische und militärische Angriffe [zu] neutralisier[en] […]. Diese Art der Angriffe sind nicht allein das Werk des faschistischen türkischen Staates, sondern das Produkt einer direkten Kooperation zwischen den imperialistischen Mächten, vor allem den USA, dem [türkischen Geheimdienst] MIT sowie lokalen Kollaborateuren wie dem KDP [Demokratische Partei Kurdistan] Geheimdienst Parastin und sind daher als Teil des andauernden Internationalen Komplotts zu betrachten.’

In den vergangenen Jahren haben die US-amerikanischen Imperialisten immer wieder versucht, die Befreiungsbewegungen nicht nur in Syrien oder im Irak, sondern in verschiedenen Ländern des Mittleren Ostens in eine Auseinandersetzung mit den iranischen Kräften zu drängen um sie als Fußtruppen für ihre eigenen Pläne zu nutzen. Damit versuchen sie der Bewegung eine Kollaboration, die eine Kapitulation vor den Interessen der USA darstellt, aufzuzwingen. Für die kurdische Befreiungsbewegung ist klar, dass sie sich auf keine Auseinandersetzung einlässt, die den Interessen der Revolution und der Völker der Region widerspricht.

Gleichzeitig wissen die USA um die Kapazität und die Stärke der kurdischen Freiheitsbewegung, im Irak schnell zu intervenieren und die Situation zum Vorteil der demokratischen Kräfte zu verändern, wo immer sich ein Vakuum öffnet. Damit die revolutionären Kräfte eine möglicherweise unvorhergesehene Situation in der Auseinandersetzung mit dem Iran nicht zu einer weiteren Stärkung der Revolution in der Region ausnutzen können, sollen ihre Kräfte vor einer weiteren Intervention so weit wie möglich geschwächt werden. Auch die anderen Staaten der NATO bis hin zu den regionalen Nationalstaaten und Russland können sich sehr gut an einem solchen Konzept zur Schwächung der revolutionären Kräfte beteiligen.

In diesem Zusammenhang sprechen wir von einem internationalen Komplott, also von der Einheit der konterrevolutionären Kräfte gegen die Revolution im Mittleren Osten. Auch die jüngsten Besatzungsangriffe der Türkei im Norden Syriens im Oktober 2019 müssen in diesem Zusammenhang gesehen werden. So wie das internationale Komplott in den 1990er-Jahren, das in der Verschleppung und Inhaftierung Abdullah Öcalans mündete, als Vorspiel zur Besatzung des Iraks 2003 gesehen werden muss, so erhält auch die zweite Phase des internationalen Komplotts, die wir derzeit erleben, ihre vollständige Bedeutung erst vor dem Hintergrund der Interventionsbemühungen gegen den Iran. Damals war das Ziel der Imperialisten, die Türkei und die anderen regionalen Kollaborateure an sich zu binden, die eigenen Reihen zu ordnen und die stärkste und einflussreichste revolutionäre Kraft der Region, die Freiheitsbewegung zu schwächen oder gar vollständig zu liquidieren.

In diesem Licht müssen wir auch die Angriffe vom 15. Juni betrachten. Seit Anfang April 2020 verlegt die mit der Türkei kollaborierende KDP neue Einheiten in die Region Zînê Wertê, welches nicht nur den Eingang in die Qendîl-Berge, sondern auch die Grenze zwischen den Gebieten, die von der KDP, der Demokratischen Partei Kurdistans unter der Führung des feudalen Familienklans Barzani kontrolliert werden, und denjenigen, die die YNK, die Patriotische Union Kurdistans der Familie Talabani kontrolliert, markiert. Das Ziel ist, die strategischen Hügel- und Berggipfel unter ihre Kontrolle zu bekommen um so die Möglichkeit zu erhalten, den Weg von Hewlêr nach Qendîl abzuschneiden.

Zusammen mit den Peschmergaeinheiten strömen schon jetzt große Einheiten des türkischen Geheimdiensten MIT in das Gebiet und versuchen dort, die Stellungen der Guerilla ausfindig zu machen um sie anschließend aus der Luft bombardieren zu lassen – so wie wir es am 15. Juni gesehen haben. Die ansässige Dorfbevölkerung berichtet von unbekannten Türkisch sprechenden Männern, die mit Walkie-Talkies und Kopfhörern ausgestattet sich in den Dörfern herumtreiben und versuchen Informationen zu sammeln.

Wir sehen daher, dass die gegenwärtigen Offensiven der KDP in den von der YNK kontrollierten Gebieten in der Nähe des Qendîl-Gebirges die Bewegungsmöglichkeiten der Guerilla einschränken und dass ein innerkurdischer Konflikt provoziert wird, der dem türkischen Faschismus und seinen völkermörderischen Zielen gegen Kurdistan zugute kommt. Dies verstärkt den Krieg und fördert das Ziel der Türkei und ihrer Verbündeten, die kurdische Freiheitsbewegung an allen Fronten anzugreifen. Ähnliche Entwicklungen sind bereits vor einem Jahr eingetreten und haben gezeigt, dass, wenn sich ein sofortiger Angriff auf Rojava verzögert, der Schwerpunkt der Angriffe weiterhin an anderen Fronten liegt, z.B. militärisch in Bakur, im Qendîl-Gebirge und in Mexmûr, wo der demokratische Konföderalismus in die Praxis umgesetzt wurde. Mexmûr wurde bereits von türkischen bewaffneten Drohnen bombardiert, wodurch z.B. 3 Frauen auf einem offenen Feld ums Leben kamen und Menschen verletzt wurden. Der Angriff auf Şengal – das Gebiet, das 2014 von ISIS befreit wurde –, einschließlich eines Krankenhauses, und damit auf Überlebende des ISIS-Völkermordes bekräftigt die völkermörderische Politik des faschistischen türkischen Staates und die ideologische Nähe zu seinen dschihadistischen Verbündeten. Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Türkei das vom Faschismus befreite Gebiet bombardiert und auch Rojava mit Şengal verbindet, da es am25. April 2017 zu schweren Angriffen auf die Region Qereçoxin Rojava und Şengal kam.

Der Beginn der neuen türkischen Offensive am 15. Juni unter dem Namen „Klauenadler“ in Qendîl, Mexmûr, und Şengal, die zu Bränden auf landwirtschaftlichen Flächen führte, ist mehr als zynisch. Wie die Einwohner von Rojava – die in diesen Tagen überall auf die Straße gehen – betonten, wurde das Datum nicht zufällig gewählt, sondern „fiel mit dem Jahrestag des Massakers von Seyfo [– dem assyrischen Völkermord während des Osmanischen Reiches –] zusammen, das von Erdogans Großeltern verübt wurde“.

Jetzt ist die Zeit für globalen Widerstand! Die globale Widerstandsbewegung muss den Ernst der gegenwärtigen Situation erkennen. Heute ist die Zeit gekommen, dem türkischen Faschismus und all seinen imperialistischen Verbündeten, die ein entscheidender Teil dieses Krieges und den Angriffen gegen die revolutionären und demokratischen Kräfte der Welt sind, den letzten Schlag zu versetzen. Dazu muss auch die Widerstandsbewegung in der ganzen Welt ihren Beitrag leisten. Es ist nicht die Zeit, abzuwarten und zuzuschauen. Wenn wir darauf warten, dass der nächste Angriff auf Rojava beginnt, wird es bereits zu spät sein. Der Krieg ist jetzt, der Krieg hat bereits begonnen, der Krieg hat nie aufgehört. Oberflächlich betrachtet, wird ein Theater über den Waffenstillstand aufgeführt, aber der Krieg geht ohne Unterbrechung weiter, in Nordsyrien ebenso wie in den anderen Teilen Kurdistans, wie wir es gerade jetzt bei der großen Offensive in Südkurdistan erleben! Es ist nicht die Zeit, zu Hause zu sitzen und auf die nächste große Invasion zu warten, schon jetzt ist es an der Zeit, sich mit allen notwendigen Mitteln gegen diesen Besatzungskrieg zu stellen.

Wir folgen dem Aufruf des KCDK-E, an der „Woche des Widerstands gegen den Kolonialismus“ teilzunehmen und unseren globalen Widerstand zu zeigen, indem wir auf kreative und vielfältige Weise aktiv werden!

Dieser Aufruf ist nicht nur ein Aufruf zur Solidarität. Dies ist ein Aufruf zu Aktionen überall und auf allen Ebenen! Es ist wichtig, die Verteidigung der Revolution als mehr als einen fernen Kampf zu sehen. Im gemeinsamen Widerstand sehen wir die Verteidigung unserer eigenen Hoffnung, und wir haben die Revolution als unsere eigene Revolution anerkannt. Zeigen wir kreativ und vielfältig, aber zornig und entschlossen unsere internationalistische Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung und stehen wir zu der radikal-demokratischen, sozial-ökologischen Frauenrevolution in Kurdistan!

Die Revolution im Nahen Osten wird siegen – der Faschismus wird zerschlagen! Alle zusammen gegen den Faschismus! Lang lebe die internationalistische Verantwortung! Lang lebe der Freiheitskampf! Widerstand ist Leben!

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