Aufruf zur Kundgebung „Freizeit ist unsere Arbeit“ am 19.12.

Wann
Samstag - 19.12.2020
16:00 - 18:00

Details

Liebe Kolleg*innen, liebe Beschäftigte aus Kultur und Gastro, liebe Mitstreiter*innen,

seit vier Wochen ist unsere Branche im Lockdown und kein Ende in Sicht. Dies bringt für viele Probleme mit sich und bisher gibt es keine
gesellschaftliche und staatliche Antwort darauf.
Wir sind Kulturschaffende, die sich in Arbeits- und Sozialen Kämpfen engagieren.
Wir wollen nicht mehr nur ohnmächtig und wütend sein.
Wir wollen etwas bewegen und Druck von unten aufbauen.

Wir laden euch ein, bei unserer Kampagne mitzumachen, indem ihr uns eine Mail schreibt und wir euch dann als Unterstützer*innen auf dem Kampagnenblog nennen. Gemeinsam aktiv zu werden, kann uns durch diese unsolidarischen Zeiten bringen und etwas verbessern. Uns ist aber auch wichtig uns nicht nur im digitalen Raum zu bewegen.

Deshalb wollen wir

am 19. Dezember 16-18 Uhr
eine politische Kulturkundgebung
auf dem Stachus abhalten.

Ihr seid eingeladen euch aktiv einzubringen. Meldet euch wenn ihr einen Beitrag (Musik, Lyrik, Performance, Agit-Prop…) zum Thema habt.
Wir nehmen diese Pandemie absolut ernst. D.h., dass wir ein
entsprechendes Hygienekonzept erarbeiten.

Wir freuen uns über euer Mitwirken.
Schreibt uns gerne eine Mail an [email protected]

Aufruf:

„Freizeit“ ist unsere Arbeit
Leere Konzertsäle. Leere Kneipen. Leere Kinos. Seit knapp einem Monat gilt der absolute „Freizeit-Lockdown“. Alles an kulturellem und gastronomischem Gewerbe muss nach den aktuellen (Maßnahmen-)Regelungen dicht bleiben.  Wenn für die einen die Arbeit zu ende ist, würde sie für andere erst anfangen. Was für die einen Verzicht auf Freizeitaktivitäten bedeutet, kostet andere ihre Lebensgrundlage.
Freizeit kann man nicht ausschließlich online oder to go machen. Wir brauchen Lösungen und Alternativen wie das kulturelle Leben erhalten bleiben kann. Seit Monaten tun wir Kulturschaffenden und Beschäftigte aus der Gastro unser bestes, Infektionsketten zu unterbinden. Mit viel Kraft und Aufwand erstellten wir Hygienekonzepte und Schulungen. In 75% der Infektionsfällen ist der Ursprung gar nicht bekannt. Natürlich, die Infektionszahlen sind hoch. Das heißt, dass wir auch bereit sein müssen, den Betrieb einzuschränken. Doch müssten dann nicht auch andere Branchen dicht machen?
Trotz des „Lockdowns“ quetschen sich täglich Millionen Menschen in den Öffentlichen Nahverkehr und die industriellen Produktionen laufen weiter. Ganz nach der Verwertungslogik sollen alle brav weiter zur Arbeit gehen. Die regenerierenden Momente der Freizeit werden den Menschen genommen. Klar wird, nach welchen Interessen sich unsere Gesellschaft gestaltet. Für den Profit einiger weniger sollen wir buckeln, und die wenigen Momente der Selbstbestimmung auf ein Minimum reduzieren. Die Möglichkeiten der Selbstermächtigung möglichst klein halten.

Was diese Maßnahmen für uns noch bedeuten? Existenzängste!

In einer Großstadt wie München können wir uns mit den 60% Kurzarbeiter*innengeld kaum über Wasser halten. Manche von uns verlieren ihre ganze Existenzgrundlage. Verlieren ihre Bar, ihr Engagement oder die Festanstellung. Absolvent*innen bangen, nächstes Jahr einen Job zu finden. Ja, es gibt Hilfe-Töpfe. Diese sind aber viel zu gering und gehen bei einigen für Umschulugen drauf.

Für die „Rettung“ des kulturellen und gastronomischen Betriebs stellt die Bundesregierung für Kulturschaffende und Soloselbständige aktuell 20 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Zugang zu den Soforthilfen wird durch komplizierte bürokratische Vorgänge erschwert. Dem gegenüber steht ein 600 Milliarden Euro schwerer „Wirtschaftsstabilisierungsfond“. Davon pumpt der Staat Milliarden in Konzerne, die im Besitz von Superreichen sind. Beispielsweise bekommt die Lufthansa alleine 9 Milliarden Euro zur
Verfügung gestellt. Der Staat gibt Milliarden für das Kurzarbeiter*innengeld der industriellen Produktion aus, wohingegen die Besitzenden Unsummen an Dividenden einfahren. Susanne Klatten, die Eigentümerin von BWM, kennt keine Krise und verdiente im Verlauf der Corona-Pandemie 7,4 Milliarden Euro.

Wieder einmal überleben die Großkonzerne und ihre Investor*innen durch die staatliche Unterstützung. Die Reichen können ihr Vermögen weiter vergrößern, während Kleinbetriebe, Soloselbständige und Beschäftigte unter der unsolidarischen Prioritätensetzung des Staates leiden.
Klar geworden ist, dass der Staat für die Bekämpfung dieser Krise keine soziale Lösung aufzeigt. Für uns kann das nur eins bedeuten: Die Reichen sollen die Krise zahlen! Diese Krise darf nicht auf unserem Rücken abgewälzt werden! Das schaffen wir nur, indem wir uns zusammenschließen und organisieren. Von alleine und durch nettes Bitten werden wir nichts bekommen. Lasst uns zeigen, dass wir viele sind!

Wir fordern:

  • Aufstockung des Kurzarbeiter*innengelds auf 100%, auch für
    Minijobber*innen
  • Miet- und Pachtverzicht – Aufstockung des Bafögs für Studierende, die in Kultur und Gastro jobben
  • Aufstockung der finanziellen Förderungen für freischaffende
    Künstler*innen – unkomplizierter, unbürokratischer Zugang zu Soforthilfen für Soloselbständige ohne Beschränkung auf Betriebsausgaben
  • staatliche Unterstützung bei der Erarbeitung alternativer Konzepte, die das kulturelle und gastronomische Leben aufrecht erhalten

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