[Dachau] Antifaschistisches Infocafe: Afghanistan – ein sicheres Herkunftsland?

Wann
Dienstag - 04.04.2017
19:00 - 23:00

Wo
Freiraum Dachau
Brunngartenstr. 7
Dachau

Details

Ahmed Navid kommt aus Baghlan im Norden Afghanistans. Er hat in Kasachstan studiert und absolviert derzeit seinen Master in Bauingenieurwesen an der Hochschule München. In seinem Vortrag wird er die geo- und demographische Struktur des Landes sowie die Konflikte um und in Afghanistan vorstellen.

Die neue Geschichte Afghanistans ist voller Leid, Blut, Ungerechtigkeit und Trauer. Im Kalten Krieg wurde es zum Kampfschauplatz zweier globaler Großmächte. Die sowjetisch gestützte Regierung kämpfte nach dem Einmarsch russischer Truppen im Jahr 1979 jahrzehntelang gegen die von den Amerikanern bewaffneten Guerillas, um 1992 von den Mudschahedin eingenommen zu werden. 1994 traten die Taliban in der südlichen Stadt Kandahar erstmals in Erscheinung. Bis 2001 regierten sie brutal und unmenschlich über die Bevölkerung. Unzählige Menschen waren von Verfolgung aufgrund der Religion oder politischer Überzeugung betroffen. Insbesondere die Rechte der Frauen waren quasi nicht existent. Nach dem Schrecken der Taliban war jedoch auch die Hoffnung auf die USA und den Westen schnell geschwunden, der dort seit nunmehr 17 Jahren ein Monster bekämpft, das er selbst geschaffen hat.

Der Vortrag ist auf Deutsch.

Im Anschluss gibt es eine Diskussions- bzw. Fragerunde.

Kurz nach einem Bombenanschlag auf das deutsche Konsulat in Masar-i-Scharif wurden im Dezember 2016 erste Sammelabschiebungen nach Afghanistan eingeleitet. Auch im Landkreis Dachau werden Geflüchtete wie HelferInnen in den vergangenen Wochen und Monaten vermehrt mit den gefürchteten „gelben Briefen“ konfrontiert, die eine Ausreisepflicht mit einer Klagefrist von ein bis zwei Wochen beinhalten. Dass die negativen Asylbescheide gesammelt abgeschickt werden, belastet die Kanzleien für Ausländerrecht mit einem derartig erhöhten Arbeitspensum, dass oftmals keine rechtliche Vertretung organisiert werden kann.

Die örtlichen Helferkreise zeigen sich entsetzt über die bayerische Abschiebepraxis. Geflüchtete werden mitten in der Nacht aus ihren Unterkünften abgeholt und in Handschellen gelegt. Menschen, die in den letzten zwei bis drei Jahren eine Ausbildung angefangen oder eine Arbeit gefunden haben, dürfen keine Erwerbstätigkeit mehr ausführen und landen in Abschiebehaft. Die deutsche Regierung erachtet ein Land sicher genug für seine traumatisierten Kriegsflüchtlinge, während deutsche Diplomat_innen in einem Militärlager bei Kabul hinter Betonmauern und Stacheldraht leben. Nicht selten kommt es vor, dass sich Geflüchtete nach Erhalten einer Ablehnung ihres Asylantrags das Leben nehmen.

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