Ambivalente Geschichtsorte als reflexive Ressource: Das Beispiel des faschistischen Siegesdenkmals in Bozen – Dr. Hannes Obermair

Wann
Dienstag - 12.12.2017
19:00 - 20:30

Details

In den Jahren 1926–1928 wurde in Bozen, auf Geheiß Mussolinis, ein monumentales Denkmal errichtet, das den Sieg Italiens im Ersten Weltkrieg über die Mittelmächte herausstreichen und zugleich den italienischen Zivilisationsanspruch gegenüber der im Krieg gewonnenen deutschsprachigen Grenzregion untermauern sollte. Architekt Marcello Piacentini schuf damit eine architektonische Drehscheibe für die rund um das Denkmal geplante und in Teilen realisierte Bozener Neustadt. Das Denkmal wurde nach 1945 nicht entfernt und war über viele Jahrzehnte Zankapfel der ethnopolitisch aufgeladenen Südtirolfrage.

Vom italienischen Staat unter Denkmalschutz gestellt, beherbergt das „Monumento alla Vittoria“ seit 2014 in seinem Sockelbereich eine zeithistorische Dauerausstellung, die die Geschichte des Denkmalbaus zur Sprache bringt. Der programmatische Titel „BZ ’18–’45: ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen“ soll deutlich machen, dass der Fokus der Dokumentation auf die doppelte Diktakturerfahrung Südtirols gerichtet ist, auf das faschistische „Ventennio“ und die Jahre der NS-Okkupation. Über das Siegesdenkmal sowie weitere ambivalente Geschichtsorte in Bozen spricht Hannes Obermair in seinem Vortrag.

Dr. Hannes Obermair ist Leiter des Stadtarchivs Bozen und Lehrbeauftragter für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck.

 

Veranstalter: NS-Dokumentationszentrum München

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